Werner Kuhn, Netzwerk Lebensraum Feldflur referiert in Grünberg.
In Kooperation mit dem Bienenzuchtverein Grünberg und Umgebung e.V. hatte der Ausschuss für Naturschutz des Jagdvereins Hubertus Gießen und Umgebung e.V. am 13. Mai 2013 zu dem Fachvortrag „Energie aus Wildpflanzen“ eingeladen.
Werner Kuhn, Netzwerk Lebensraum Feldflur, kann als Landwirt, Jäger und Vertreter der Jagdgenossenschaft wie kein anderer authentisch die Problematik der modernen Landwirtschaft aufzeigen. Als Begründer des Projektes „Energie aus Wildpflanzen (EAW)“ verfügt er über reichhaltige praktische Erfahrungen, welche Lösungswege denkbar sind, um auf der einen Seite die Artenvielfalt in der Feldflur zu erhalten und auf der anderen Seite den landwirtschaftlichen Betrieb rentabel führen zu können.
In seinem Vortrag ging Kuhn zunächst auf die Veränderungen der Landwirtschaft in den letzten 40 Jahren ein. Die Zahl der Landwirte habe stark abgenommen, was zwangsläufig zu Flächenzusammenlegungen geführt habe. Bedenklich sei, dass trotz gestiegenem Input der Gewinn in den Betrieb auf gleichem Niveau geblieben sei.
Die Energiewende mit dem geforderten Anteil an erneuerbarer Energie sei nicht zu Ende gedacht worden. Sie führe zwangsläufig auch zu einer Umstrukturierung der Landwirtschaft. Mais liefere immer noch den Hauptanteil für die Bestückung von Biogasanlagen.
Für eine rentable Betriebsführung unterliege der Landwirt ökonomischen Zwängen. Die politischen Maßnahmen seien nur halbherzig. Alle bisher aufgelegten Programme zum Anbau von Alternativen zum Mais gäben dem Landwirt nicht den nötigen finanziellen Ausgleich. Dazu komme, dass die meisten Verbraucher in unserer Gesellschaft immer noch billige Lebensmittel forderten ungeachtet ihrer ökologischen Negativbilanz.
In dem Projekt „Energie aus Wildpflanzen“ gehe es darum, die bestehenden Monokulturen von Mais und Raps durch den Anbau von alternativen Flächen aufzubrechen. Die dort geerntete Blattmasse könne ebenfalls zur Bestückung von Biogasanlagen verwendet werden.
Die Bilanz auf 5 Jahre gerechnet sehe gar nicht so schlecht aus. Mais müsse jedes Jahr neu angebaut und bearbeitet werden, die Flächen mit Wildsaaten würden dagegen nur einmal ausgesät, jährlich gedüngt und lieferten dann 5 Jahre Ertrag. Über Besonderheiten des Anbaus und die damit gemachten Erfahrungen habe man in Form eines Praxisberaters auf der Homepage www.lebensraum-brache.de zusammengestellt, so dass sich interessierte Landwirte dort informieren könnten.
Gleichzeitig könne durch den Anbau von Blühflächen ein erheblicher Beitrag zum Artenschutz geleistet und Bodenverdichtungen verhindert werden.
Die Maisflächen gäben durchaus Tieren, wie dem Feldhasen und Fasan Rückzugsmöglichkeiten, aber auch das Schwarzwild werde magnetartig davon angezogen. Eine Bejagung der Sauen werde zunehmend schwieriger, da durch die veränderte Waldwirtschaft mit zunehmender Naturverjüngung und die sich schnell wiederholenden Mastjahre von Buche und Eiche die Population enorm gewachsen sei.
Der Wildschaden in den Maisflächen wachse, was zu Konflikten zwischen der Jägerschaft und Landwirten führe. In Flächen mit Wildsaaten dagegen entstehe kein Schaden. Auch seien Blühstreifen in Maisflächen möglich, um eine Bejagung zu unterstützen.
Zum Schluss stellte Werner Kuhn die Ziele für die Zukunft des Projektes vor, in dessen Mittelpunkt die Anerkennung als Greening steht. Das Greening legt Auflagen für eine verstärkte Anbaudiversifizierung, den Erhalt von Dauergrünlandflächen und die Erbringung ökologischer Vorrangflächen fest.
Zu wünschen wäre außerdem eine Unterstützung der Verbände, damit Blühflächen als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme anerkannt werden.
Die zahlreich zu der Veranstaltung erschienenen Landwirte konnten zum Schluss noch einen kurzen Erfahrungsbericht aus der Region Büdingen hören. Dort hatten sich Landwirte durch Unterstützung der Jäger dazu entschlossen, Blühflächen anzulegen, um sie in die umliegenden Biogasanlagen einzuspeisen.
Das Ergebnis wurde von Hans Hess, Projektleiter und Jäger, durchaus als positiv bewertet.
Gabriele R. Winter
10. April 2013
Fachvortrag zum Thema "Bienengesundheit" am 09.04.2013 in Grünberg.
Landwirte, Imker und Jäger diskutieren in Grünberg über Bienenschutz „ Ich bin erstaunt über die gute Kooperation zwischen Imkern, Landwirten und Jägern hier in der Region. Vielerorts kommt es bei dem Thema Bienenschutz zu heftigen Auseinandersetzungen.“ Mit diesen Worten begrüßte Fred Klockgether, freier Berater für Bienengesundheit im Bayer Bee Care Center die Zuhörer in den vollbesetzten Condomerstuben in Grünberg zu Beginn seines Fachvortrags zum Thema „Wie eine effiziente Varroabekämpfung und die Anlage von Blühflächen die Bienengesundheit unterstützen können“.
Nach dem Bienensterben 2008 bekämen Landwirte und chemische Industrie nicht selten den schwarzen Peter für den Rückgang der Bienenvölker in der Presse zugeschoben, so Klockgether. Wenn man jedoch genauer hinsehe, was auch Studien bewiesen, seien nicht selten Parasiten, Milben und Witterungseinflüsse für den Tod der Bienen verantwortlich. Umso erfreulicher sei der örtliche Ansatz, gemeinsam an der Problematik zu arbeiten und Aufklärungsarbeit zu leisten.
Werner Bugdahl, Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Grünberg und Umgebung e.V., Werner Loth, Vertreter des Vereins für landwirtschaftliche Fortbildung Grünberg e.V. und Ottfried Weber, Ausschuss für Naturschutz im Jagdverein Hubertus Gießen und Umgebung e.V. unterstrichen die Ausführungen Klockgethers. Die gute Zusammenarbeit der drei Interessensgruppen sei in den letzten drei Jahren kontinuierlich gewachsen, habe einen sachgerechten Dialog ermöglicht und damit das Verständnis für einander gefördert.
Die hohe Bedeutung der Bienen bei der Nahrungsmittelproduktion werde oft unterschätzt, führte Fred Klockgether aus. So müssten Obstanbauer mit 90 % Ernteausfall rechnen, wenn Bienen keine Bestäubung leisteten. Prämien für die Arbeit der Bienen an die Imker seien dort durchaus üblich. Aber auch die Landwirte mit Feldbewirtschaftung hätten Verluste, wenn Bienen nicht ausreichend vorhanden sind so dass über eine Unterstützung der Imker nachgedacht werden sollte.
Größte Gefahr drohe den Bienen nach wie vor von der Varroamilbe. Außer in Australien seien praktisch in jedem Land die Bienenvölker betroffen. Als Bekämpfungsmittel stünden organische Substanzen zur Verfügung, die allerdings nur dann einen guten Erfolg zeigten, wenn qualitativ hochwertige Mittel zum Einsatz kämen. Temperatur, Luftfeuchtigkeit und die Menge des verabreichten Mittels sollten sorgfältig bedacht werden.
Würden chemische Bekämpfungsmethoden eingesetzt, sei nur dann mit einem Erfolg zu rechnen, wenn in einem Gebiet möglichst viele Imker das gleiche Präparat einsetzten und gemeinsam nach einer Zeit das Mittel wechselten, um Resistenzbildungen zu verhindern.
Kontrovers wurde diskutiert, ob die chemischen Bekämpfungsmittel gegen den Varroabefall auch die Qualität des Honigs schädige. Eindeutige Befunde über eine Anreicherung im Honig lägen, so Klockgether, nicht vor. Auch die Verwendung von organischen Mitteln berge die Gefahr einer Schwermetallbelastung, wenn keine zugelassenen Präparate zum Einsatz kämen, gab der Referent nochmal zu bedenken.
Gesunde Bienen seien weniger für Krankheiten anfällig. Das setze voraus, dass die Biene genügend Nahrungsangebote bekomme. Daher sei es wünschenswert, wenn kleine Flächen, die landwirtschaftlich kaum nutzbar seien, zu Bienenweiden umfunktioniert würden.
Saatgutmischungen stünden genügend zur Verfügung. Besonders seien hier auch die Kommunen gefragt, da sich Wegränder und Böschungen dafür hervorragend eigneten. Diese Flächen seien „Eh-da“. Leider sei da vielerorts noch Handlungsbedarf und der volkswirtschaftliche Nutzen der Bienen könne nicht oft genug zu betont werden. Fred Klockgether äußerte zum Schluss die Hoffnung, dass es die starke Kooperation zwischen Imkern, Landwirten und Jägern in Grünberg schaffe, hier Akzente zu setzen.
Gabriele R. Winter
Bild von links: Ottfried Weber, Fred Klockgether, Werner Bugdahl, Werner Loth
17. Januar 2013
„Der Keller ist ja geradezu ideal für ein Fledermaus - Winterquartier geeignet,“ stellte Petra Gatz, Fledermausexpertin vom NaBu Hessen erfreut fest. Ottfried Weber, Vorsitzender des Naturschutzausschusses des Jagdvereins Hubertus Gießen und Umgebung e.V., hatte den alten Vorratskeller an der Stadtmühle im Brunnental Grünberg schon länger im Auge.
Nachdem im letzten Jahr in Saasen das erste Winterquartier für Fledermäuse in einem alten Hochbehälter geschaffen werden konnte, ging er immer wieder auf die Pirsch, um neue Quartiere zu entdecken.
Doch um das Projekt umsetzen zu können, musste zunächst die Stadt Grünberg ihr Einverständnis geben, dass der Keller, der zwischenzeitlich auch der Chorgruppe „Diebsturmspatzen“ als Übungsraum diente, eine neue Bestimmung bekommen konnte.
Nach dem fachmännischen Urteil von Petra Gatz konnte das Projekt starten. Fledermäuse brauchen im Winter einen Ort mit gleichbleibender Temperatur. Messungen ergaben, dass in dem Keller konstant 8 Grad Celsius herrschen. Der geringe Lichteinfall und die hohe Luftfeuchtigkeit ohne Zugluft sind ebenfalls wichtig, wenn das Quartier von den Tieren angenommen werden soll.
Durch die Wassernähe im Brunnental ist anzunehmen, so Petra Gatz, dass besonders die Teich- und Wasserfledermäuse das Quartier annehmen werden. Damit sich die Tiere an den Wänden festkrallen können, wurden Hohlblocksteine angebracht. Die alte Tür am Eingang wurde durch eine neue ersetzt und mit einem Einflugschlitz versehen. Durch das ehrenamtliche Engagement und handwerkliche Geschick von Fritz Ungetüm und Kurt Lumbe von der Hegegemeinschaft Grünberg, konnte das Projekt kostengünstig umgesetzt werden. Das Material für das Projekt finanzierte der Jagdverein Hubertus Gießen.
Jörg Feierfeil, Wassermeister der Stadt Grünberg, hat zudem zugesichert, dass die vier vom Jagdverein Hubertus Gießen gespendeten Fledermauskästen, die als Sommerquartiere genutzt werden können, am Wasserwerk aufgehängt werden.
Dass es Fledermäuse immer schwerer haben, ihren Lebensraum zu sichern, hängt nicht nur mit gedämmten dichten Hausfassaden zusammen. Auch steigt mit der Anzahl der Windkraftanlagen in Waldnähe die Gefahr, dass die Tiere durch die Rotoren in einen Luftunterdruck geraten, der ihre Lungen platzen lässt. „Es wäre schön, wenn von der Energiewende nicht nur Menschen einen Nutzen haben, sondern auch ein Leben im Einklang mit der Natur möglich wird“, so Weber.
Diese Holzkästen sind für Fledermäuse als Quartier im Sommer geeignet. Sie sollten in Gruppen aufgehängt werden.
Da sich im Brunnental in Grünberg auch Wasserfledermäuse befinden, wurden sie am Schuppen das alten Wasserhauses angebracht.
Petra Gatz, Fledermausexpertin des NaBu Hessen, ließ es sich nicht nehmen, den Hochbehälter in Saasen zu inspizieren. Dort war 2012 in Kooperation mit dem Jagdverein Hubertus Gießen e.V. und der Sparkasse Grünberg ein neues Quartier für Fledermäuse entstanden. Bei der Besichtigung konnten kein aktueller Nachweis von Fledermäusen erbracht werden.
"Viele Menschen gehen da von falschen Voraussetzungen aus und glauben, dass in jedem bereit gestellten Quartier sofort die Tiere einziehen. Das braucht seine Zeit. Manchmal bleiben die Fledermäuse am Anfang auch nur kurz da und wechseln die Quartiere."
Das heißt aber nicht, dass das Bemühen umsonst war. Tiere lassen sich im Gegensatz zu Menschen nicht so leicht umsiedeln. Der Rückgang der Bestände fällt zunächst auch gar nicht so auf. Fakt ist, dass die Lebensräume auch im Zuge der energetischen Sanierungsarbeiten an Häusern weiter zurück gehen und daher Ersatzquartiere geschaffen werden müssen.
Gabriele R. Winter