Archiv 2017


Blühflächenprojekt in Grünberg und Umgebung in diesem Jahr wieder sehr erfolgreich

Es ist Ende September, vielerorts findet man kaum noch blühende Pflanzen, die den Insekten Nahrung geben können. Doch in der Gemarkung Grünberg kann man noch an Feldrändern, kleineren Ackerflächen und in Privatgärten bunte Blumenwiesen sehen. Dank der guten Kooperation zwischen dem Verein für landwirtschaftliche Fortbildung Grünberg, der Naturlandstiftung Gießen e.V., der Stadt Grünberg ,dem Jagdverein Hubertus Gießen und Umgebung e.V.und dem Imkerzuchtverein Grünberg und Umgebung e.V. gibt es dort seit fünf Jahren ein erfolgreiches Projekt zur Förderung der Biodiversität.

 

 Große Unterstützung erhält das Projekt durch Bodo Peth, landwirtschaftlicher Berater der Firma Bayer CropeScience GmbH. Das eingesetzte Saatgut ist von hoher Qualität und enthält mehr als 40 verschiedene Blühpflanzen, die mit den Imkerverbänden abgestimmt sind. Aber die Qualität hat natürlich auch ihren Preis. Mehr als 70 Kilo wurden in dem Projekt dieses Jahr eingesetzt. Daher beteiligen sich die Naturlandstiftung und der Ausschuss für Naturschutz des Jagdvereins Hubertus Gießen und Umgebung e. V. ebenfalls finanziell an dem Projekt.

 

Im Laufe der Jahre haben sich dadurch erfreulicherweise auch immer mehr Privatpersonen kleine Blühflächen auch in ihren Gärten angelegt. Um sich über den aktuellen Stand des Projektes zu informieren, trafen sich Kerstin Schweda, Umweltberaterin der Stadt Grünberg, Henning Schäfer als Vertreter der Landwirte, Ottfried Weber und Gabriele Winter, Naturlandstiftung Gießen e.V. sowie Bodo Peth zu einem Feldrundgang.

 

Ob eine angelegte Fläche auch noch im Herbst Nahrung bietet, hängt von vielen Faktoren ab. Zunächst ist dafür der Zeitpunkt der Aussaat von großer Bedeutung. Je nach Witterung ist der Zeitraum zwischen Ende Mai und Mitte Juni empfehlenswert. Kommt es dann allerdings zu großen Regengüssen, wird der Samen fortgeschwemmt, große Trockenheit dagegen verhindert, dass der Samen aufläuft. Eine zu späte Aussaat und ein milder Herbst können  dazu führen, dass die Pflanzen noch Ende November in voller Blühe stehen. Dann sollte es aber eigentlich zu einer Ruhephase in der Natur kommen. Für die Bienen ist es z.B. ratsam, wenn dann die Flugaktivitäten langsam eingestellt werden, damit sie gut vorbereitet durch den Winter kommen können.

 

Die Erfahrungen mit dem Projekt haben gezeigt, dass spätesten nach drei Jahren ein Wechsel der Fläche stattfinden sollte. Ausgesät werden in den meisten Fällen einjährige Blühmischungen. Der  Boden braucht nach zwei bis drei Jahren wie auch auf anderen landwirtschaftlichen Flächen einen Fruchtwechsel. Eine Düngung allein kann da keinen besseren Wachstumserfolg bringen. Bei der Feldbegehung stellten alle Beteiligten einstimmig fest, dass aber auch Flächen, die drei Jahre mit einer Einsaat bestehen bleiben, einen hohen ökologischen Nutzen haben. Natürlich ist die bunte Blütenpracht besonders im ersten Jahr immer wieder ein Anziehungspunkt nicht nur für Fotografen.

 

Um die Böden besser auszunutzen, ist daher geplant, die angelegten Flächen im Spätherbst zu mulchen, anschließend zu pflügen und über den Winter liegenzulassen. Im Frühjahr kann dann nach einer kurzen Bodenbearbeitung wieder erneut eingesät werden.

 

Ottfried Weber merkte an, dass die Auswahl der Flächen gut bedacht werden sollte. Zur Förderung von Niederwild eigneten sich eher Flächen, die nicht direkt an Wegen liegen. Dabei seien dann auch eher mehrjährige Mischungen zu bevorzugen, um eine Ruhezone zu schaffen.

 

Ob das Projekt weiterhin in diesem Umfang laufen kann, hängt  von der weiteren Finanzierung ab.

 

Alle Beteiligten waren sich jedoch einig, dass sich die Anstrengungen zur Weiterentwicklung des Projektes in den letzten Jahren gelohnt haben. So konnte die Naturlandstiftung auch weitere Gemeinden und Landwirte in der Region für die Anlage von Blühflächen gewinnen, die Vertreter der Landwirte unterstützen solche Initiativen ebenfalls und auch in der Bevölkerung ist insgesamt das Bewusstsein über die Insekten, Kleinlebewesen und Vögel für einen gesunden Naturhaushalt gestiegen.

Gabriele R. Winter, 12.11.2017

 


Renaturierungsmaßnahme am Petersgraben


Die Verringerung der Fließgeschwindigkeit kleiner Bäche tut dem Ökogefüge gut. Aber manchmal befinden sich auch einfach zu viele Hindernisse im Flusslauf.  Es besteht dann die Gefahr, dass zu Anstauungen kommt und dadurch das auflaufende Wasser im Boden versickert. Gerade in trockenen Jahren wird dann dem Bach die Lebensgrundlage genommen. Da sich der Petersgraben durch ein Waldgebiet schlängelt, ist es daher ratsam, herunterfallende Äste zu entfernen.

Dazu trafen sich Mitglieder des Ausschusses für Naturschutz und Teilnehmer und Teilnehmerinnen des laufenden Vorbereitungskurses für den Jagdschein und schafften dem Bach wieder freien Lauf.

Gabriele R. Winter 02.07.2017

Bilder:  Michael Paulke


Vom Petersgraben bis zur Nordsee

29. Juni 2017 Pressetext Heike Müller

Neuer Bachlehrpfad des Jagdverein Hubertus – 

unterstützt durch Fachdienst Naturschutz des Landkreises – Waldpädagogische Angebote für Schulen und Kitas

 

Landkreis Gießen - Der Kreisausschuss.

Bäche und Flüsse sind komplexe Ökosysteme und haben eine große Bedeutung für den Wasserkreislauf. Interessierte können sich darüber auf dem neuen Bachlehrpfad am Petersgraben im Markwald Grüningen informieren. Geplant und aufgestellt wurden die fünf Lehrtafeln von der Arbeitsgruppe Naturschutz des Jagdvereins Hubertus Gießen und Umgebung mit finanzieller Unterstützung durch den Fachdienst Naturschutz des Landkreises Gießen.

 

„Nur was man kennt, kann man auch schützen“, sagt Dr. Christiane Schmahl, Dezernentin für Naturschutz im Landkreis Gießen. Daher sei es wichtig, die Zusammenhänge zu zeigen und das Bewusstsein für Naturschutz zu schaffen. Denn wer denke schon daran, dass das Wasser aus dem Petersgraben über Wetter, Nidda, Main und Rhein schließlich in der Nordsee lande. 

 

Der Bachlehrpfad in der Nähe des Vereinshauses bei Garbenteich ist Teil der pädagogischen Arbeit. Das Konzept dafür stammt von Gabriele Winter aus der Arbeitsgruppe Naturschutz des Jagdvereins Hubertus. Viel ehrenamtliches Engagement der Mitglieder und rund 5600 Euro sind in die Errichtung der Lehrtafeln geflossen. Der Fachdienst Naturschutz des Landkreises Gießen stand dem Jagdverein beratend zur Seite und beteiligt sich mit 2195 Euro an den Kosten. 

Ottfried Weber (Vorsitzender Arbeitsgruppe Naturschutz Jagdverein Hubertus) und Dieter Mackenrodt (Vorsitzender Jagdverein Hubertus) zeigen Dr. Christiane Schmahl (Naturschutz- und Schuldezernentin), Friedrich Fay (Ausschuss Naturschutz) und Dr. Hannelore Steul (Fachdienst Naturschutz Landkreis Gießen) die neu errichteten Tafeln auf dem Bachlehrpfad.

Naturschutz sei ein wichtiger Bestandteil der Jagd, erklärt Dieter Mackenrodt, Vorsitzender des Jagdvereins Hubertus und Vizepräsident des Landesjagdverbands Hessen. „Der Schutz der artenreichen Tier- und Pflanzenwelt ist unser Ziel. Dazu gehört es auch, bereits die Jüngsten für dieses Thema zu sensibilisieren.“ Deshalb sollen Gruppen aus Kitas und Schulklassen zu Ausflügen an den Petersgraben kommen. „Wir haben Fachleute, die die Lehrkräfte mit einem spannenden Programm für die Kinder unterstützen“, erklärt Ottfried Weber, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Naturschutz des Jagdvereins. So sind die Kleinlebewesen im Wasser, die Aufschluss über die Wasserqualität geben, nicht nur auf einer Tafel zu sehen. „Mit Gummistiefeln und Becherlupen können die Kinder sie auch im Bach erforschen“, sagt Weber.

Über dieses ehrenamtliche Angebot an die Schulen freut sich Schuldezernentin Christiane Schmahl. „Durch Ganztagsschule und Betreuung verbringen die Kinder immer mehr Zeit in der Schule. Sie haben weniger Gelegenheit als früher, Zeit in der Natur zu verbringen. Es ist daher wichtig, Angebote zum Erleben und Verstehen von Natur in die schulische Betreuung zu integrieren.“

Fließende Gewässer anschaulich erklärt – davon machen sich ein Bild (v.l.): Ulrich Zinn (Ausschuss Naturschutz Jagdverein Hubertus), Dr. Hannelore Steul (Fachdienst Naturschutz Landkreis Gießen), Dieter Mackenrodt (Vorsitzender Jagdverein Hubertus), Dr. Christiane Schmahl (Naturschutz- und Schuldezernentin), Michael Bender (FA Naturholz), Kay Pieter Stehn-Nix (Umweltberater Pohlheim), Karl-Friedrich Thomsen (Ausschuss Naturschutz), Friedrich Fay (Ausschuss Naturschutz) und Ottfried Weber (Vorsitzender Arbeitsgruppe Naturschutz Jagdverein Hubertus).


Landwirt Henning Schäfer legt Blühflächen professionell an


Naturlandstiftung informiert  sich im Rahmen ihres Kooperationsprojektes über die maschinelle Anlage von Blühflächen

 

Die Nachbarn blicken etwas erstaunt, als der Landwirt Henning Schäfer aus Stangenrod mit Traktor und angehängter Säemaschine mich vor der Haustür in Grünberg abholt. Heute möchte ich lernen, wie man eine Blühfläche maschinell anlegt. Ich klettere auf den Traktor, meine dicke Jacke und der Schal erweisen sich als überflüssig. Die Fahrerzelle ist klimatisiert und gibt eine gute Rundumsicht. Wir fahren am alten Bahndamm Richtung Queckborn, um dort drei Blühstreifen einzusäen. Ich bin erstaunt über den kleinen Wendekreis des Gefährts; der erste Blühstreifen kann gesät werden.

 

Seit einigen Jahren unterstützt Henning Schäfer das Blühflächenprojekt in Grünberg, indem er auch für andere beteiligte Landwirte die Flächen einsät. Damit wird Arbeitsaufwand gespart: die Maschine muss nicht jedes Mal neu eingestellt werden, denn die unterschiedliche Korngröße der Blühmischungen verlangt eine genaue Einstellung der Maschine. „Wir unterstützen uns gegenseitig bei unserer Arbeit, es ist ein Geben und Nehmen. Die Anlage von Blühstreifen am Ackerrand halte ich für sinnvoll. Das fördert die Insekten und gibt gleichzeitig Deckung für das Niederwild“, erläutert Schäfer. Oft werde den Feldwegen dabei eine zu hohe Bedeutung gegeben. Da sie im Laufe der Vegetationsperiode gemulcht werden müssen, um einen Samenflug auf die landwirtschaftlichen Flächen zu vermeiden und damit Spritzmittel gespart werden, ist der Nutzen begrenzt. Gut sei aber, wenn entlang der Wege unbearbeitete Randstreifen stehen blieben.

 

Zunächst stellt Henning Schäfer die Menge des Saatgutes ein, das auf der Fläche ausgebracht werden soll. Das kann ganz unterschiedlich sein. Blühmischungen werden im Durchschnitt mit 15- 20 kg je ha ausgebracht, Raps dagegen wird mit 3-5 kg  und Weizen mit 160-200 kg ausgesät. Wir fahren ein kurzes Stück auf der Fläche, danach prüft der Landwirt, ob er die Saattiefe richtig gewählt hat. Das kleinste Korn der Mischung legt die Tiefe fest. Hier sind es 1-2 Zentimeter, Erbsen dagegen brauchen 5 Zentimeter.

 

Das beste Ergebnis erzielt man auf der Fläche, wenn das Saatbett bereits vorbereitet ist. Im Herbst bietet sich dazu das Grubbern oder Pflügen an. Pflanzenreste aus dem Vorjahr sollten beseitigt sein, da diese sonst bereits vor dem Auflaufen der Blühmischung zu viel Raum einnehmen, durch diese Konkurrenz werden die Blühpflanzen unterdrückt. Auch ist es nicht sinnvoll eine Stilllegungsfläche direkt mit einer Blühmischung einzusäen, da die schnelle Verunkrautung den Erfolg schmälert. Blühflächen an Ackerrändern sollte man sowieso alle 2-3 Jahre wechseln, da auch hier zur Bodenhygiene eine Fruchtfolge sinnvoll erscheint. Bisher wurden in dem Blühflächenprojekt in Grünberg nur Erfahrungen mit einjährigen Mischungen gesammelt. Wie mehrjährige Mischungen mit der Ackerkultur harmonieren, muss noch ausprobiert werden.

 

Eine Senfbeimischung kann problematisch werden, da sich Krankheiten dieser Pflanzen schnell auch auf Rapskulturen ausweiten können.

 

Schäfer fährt mit der Säemaschine zügig über die Fläche, er lacht dabei, normalerweise kann er mit 12-17 km/h bearbeiten, aber aus Rücksicht auf meine Rüttelbelastung fährt er heute weniger Tempo. Die Säemaschine bewältigt die gesamte Arbeit in einem Arbeitsgang. Zunächst lockern Scheiben den Boden auf, Zinken zerkleinern anschließend noch übrig gebliebene größere Erdklumpen. Dann schießt das Saatgut über Schläuche ein, dicke Reifen drücken die Einsaat fest und das Saatgut bekommt Bodenschluss, was für die Wasserversorgung der Pflanze wichtig ist.  Die Maschine ist besonders für eine schonende flache pfluglose Bearbeitung von Böden ausgelegt. Diese Art der Bodenbearbeitung fördert die Bodenlebewesen wie den Regenwurm und minimiert Bodenerosion.

 

Nach einer halben Stunde sind wir mit der Arbeit fertig und fahren zurück nach Grünberg. Henning Schäfer hat nach einem Studium der Landwirtschaft und internationalen Erfahrungen bei landwirtschaftlichen Praktika den elterlichen Hof 2014 in Eigenregie übernommen. „Ich habe mich für die Landwirtschaft entschieden, weil es meine Leidenschaft ist. Auszusäen und dann die Pflanzen gedeihen  zu sehen, ist einfach ein tolles Gefühl“. Für die Zukunft wünscht sich Schäfer verlässliche Rahmenbedingungen von der Politik und mehr Anerkennung der Bevölkerung für die Arbeit ihrer Nahrungsmittelproduzenten. Ich jedenfalls habe heute Morgen wieder einen  Einblick in die diffizile Arbeit in der Landwirtschaft bekommen und die Naturlandstiftung wird sich zusammen mit ihren Kooperationspartner weiterhin für eine Fortführung und Weiterentwicklung des Blühflächenprojektes einsetzen.

Gabriele R. Winter 20.05.2017

 


Wasserlehrpfad gibt Einblicke in die Ökologie kleiner Fließgewässer


In dem neuen entstandenen Lehrrevier des Jagdvereins nahe der Schießanlage befindet sich in dem wunderschönen alten Buchenbestand ein kleiner Bachlauf, der Petersgraben. Würde man ihn immer weiter verfolgen über Wetter, Nidda, Main und Rhein, so käme man bis zur Nordsee. Auf fünf Tafeln, die auch zum selbstständigen Erkunden der Tier- und Pflanzenwelt des Baches anregen, habe ich grundlegende Informationen über die ökologischen Zusammenhänge von Fließgewässern gegeben.

Nicht selten wird die Bedeutung dieser kleinen Bäche für den Wasserhaushalt unterschätzt. Daneben vernetzen sie die zerstückelte Landschaft und schaffen damit Verbindungen zwischen verschiedenen Biotopen. Nehmen Sie sich ein wenig Zeit,  folgen Sie dem Bachlauf ein kleines Stück und  beobachten Sie dabei zahlreiche Insekten sowie Kleinlebewesen. Nehmen Sie bewusst wahr, wie durch Totholz und Steine kleine Barrieren geschaffen werden, die die Fließgeschwindigkeit mindern und damit Hochwasser vorbeugen können.

 Die profesionelle Gestaltung der Informationstafeln übernahm die Firma Bender Naturholz Laubach und die Firma Punktum in Grünberg. Dank der finanziellen Unterstützung des Kreisausschuss des Landkreis Gießen, Fachdienst Naturschutz und der Koordination durch den Ausschuss für Naturschutz des Vereins konnte das Projekt realisiert werden.

Gabriele R. Winter, 17.05.2017


Impressionen zum Bachlehrpfad


Fachvortrag in Kooperation mit Imkern, Landwirten und  Naturlandstiftung


Bienen im landwirtschaftlichen Umfeld


Sauen schmeckt die Sorghumhirse selten


„Willst du Gottes Wunder sehen, musst du zu den Bienen gehen“, formulierte einst der Bienenvater August Ludwig.

 

Was erstaunt es da mehr, dass es seit mehr als sechs Jahren eine verlässliche Kooperation zwischen dem Bienenzuchtverein Grünberg und Umgebung e.V., dem Verein für landwirtschaftliche Fortbildung Grünberg, der Naturlandstiftung Gießen e.V., der Stadt Grünberg, dem landwirtschaftlichen Berater Bodo Peth von Bayer CropScience Deutschland GmbH und dem  Ausschuss für Naturschutz im Jagdverein Hubertus Gießen und Umgebung e.V. gibt. Dies strich Ottfried Weber, stellvertretend für die Projektkooperation, zu Beginn des  diesjährigen Fachvortrages in den Condomer Stuben in Grünberg heraus. Wieder standen daher an diesem Abend Themen rund um die Biene im Mittelpunkt. Das inzwischen über den Landkreis Gießen hinaus bekannte Projekt der Kooperationsgruppe „Bunter, vielfältiger nachhaltiger – Anlage von Blühflächen“ findet immer mehr Anerkennung in der Bevölkerung und Nachahmer.

 

Dipl.-Ing.agr. Thomas Backhaus, Versuchsingenieur Plfanzenbau Bayer CropScience Deutschland GmbH und Imker eröffnete den Vortragsabend mit einen Referat zum Thema „Bienen im landwirtschaftlichen Umfeld“. Er stimmte zunächst auf das Thema ein und gab einen kurzen Überblick über die Veränderung der Landwirtschaft seit 1950. Lebensmittel seien so gut wie nie, aber auch so billig wie nie. Das habe Folgen für die Landwirtschaft. Zwar sei der Arbeitsaufwand in der Herstellung durch die fortschreitende Technisierung der Landwirtschaft gesunken, aber der Gewinn habe für den Landwirt nicht mitgehalten. Die Technisierung erlaube punktgenaue Bearbeitung des Bodens, aber eben auch eine intensive Nutzung. Das Bodenkapital des Landwirts müsse daher heute umso mehr gepflegt werden. Um eine Auswaschung der Nährstoffe  und Bodenerosion zu verhindern, sei man heute davon abgekommen, die Felder tief zu pflügen. Sanfte Bodenbearbeitung trete an die Stelle. Nicht zuletzt sei der Landwirt auf eine gute Zusammenarbeit mit den Bienenvölkern angewiesen, wolle er einen guten Ernteertrag z.B. im Raps oder bei der Obstgewinnung erreichen. Bienen seien sensible Tiere, die eng miteinander kommunizierten und die Launen des Imkers registrierten. Zuchtziel sei es seit eh und je gewesen, sanftmütige widerstandfähige Bienen zu bekommen. Doch müsse auch darauf geachtet werden, dass Bienen Widerstandkraft gegen Schädlinge im Bienenstock entwickelten. So wurde nachgewiesen, dass z.B. afrikanische Bienen sich gegenüber dem kleinen Beutenkäfer, dessen Maden im Bienenstock die Waben zerfressen, durch erlerntes aggressives Verhalten verteidigen.

 

Um erfolgreich  mit gesunden Bienen imkern zu können, bedürfe es neben einer besonderen Fürsorge durch den Imker auch der Vielfalt in der landwirtschaftlichen Struktur, führte Backhaus aus. Man komme nicht umhin, bei der intensiven Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen Pflanzenschutzmittel einzusetzen. Die Genehmigung bei der Neueinführung eines Produktes  sei ein langer Prozess, bei dem durch verschiedene Behördeninstanzen die Verträglichkeit geprüft werde. Durch die heutigen hochentwickelten Analysemethoden könnten Rückstände von Giften umfassend nachgewiesen werden, um eine eventuelle Verbesserung des Produktes zu erreichen. „Die Dosis macht das Gift“, das gelte gleichermaßen für Nikotin und Koffein, fügte Backhaus an. Das deutsche Bienenmonitoring erhebe zusammen mit vielen Bieneninstituten wissenschaftliche Daten  über die Auswirkungen von Spritzmitteln in der Landwirtschaft. „Nur wenn man was findet, kann man es auch verbessern“, konstatierte Backhaus. Wichtig sei, die Widerstandkraft der Bienen zu stärken und sanfte Methoden zur Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln zu entwickeln. So könne z.B. durch die Dropleg Applikation verhindert werden, dass nicht von oben auf die Blüte im Raps gespritzt werde, sondern in den Pflanzenbestand, was die Verträglichkeit erhöhe. „Die weitere Entwicklung der Landwirtschaft braucht  eine gesamtgesellschaftliche Fragestellung, in die auch der Verbraucher einzubeziehen ist, fasste  Backhaus am Schluss zusammen.

 

Im zweiten Vortrags des Abends stand die Sorghumhirse als vielseitige Kulturpflanze im Mittelpunkt. Dr. Michael Gaudchau, akademischer Rat für Pflanzenbau, stellte die Besonderheiten der Pflanze im Vergleich zum Maisanbau vor. Ursprünglich aus Zentralafrika stammend, werde in Versuchsreihen geprüft, inwieweit sich Formen der Kulturhirse dazu eigneten,  auf die zunehmenden Klimaveränderungen in Deutschland zu reagieren.  Langanhaltende Trockenperioden im Frühjahr und Sommer machten dem Maisanbau  zu schaffen und minderten den Ernteertrag. Dazu komme die wachsende Sauenpopulation, wodurch  große Schäden entstünden.  Die Hirse dagegen könne durch ihre tiefe Wurzelbildung besser mit Trockenheit umgehen und  Sauen seien weniger an den Pflanzen interessiert. Gegen  Maiswurzelbohrer sei die Pflanze resistent. Erst seit wenigen Jahren gebe es Züchtungsmaßnahmen in Deutschland, aber  es werde intensiv daran gearbeitet, z.B. die Kälteresistenz  und Stängelfestigkeit der Pflanze zu verbessern, da sich die Hirse gleichermaßen zur Nahrungsmittelproduktion von Mensch und Tier sowie zur Biogasgewinnung eigne. Auch die Biene habe an Züchtungsformen der Kornsorghum Gefallen und fliege sie sogar häufiger als die Sonnenblumen an. Dazu komme, dass  damit die Bienen auch noch Nahrung im Frühherbst finden könnten.“ Es ist  klar erkennbar, dass die Nachfrage nach regional angepasstem Saatgut in Mittelhessen gestiegen ist  und weiterhin mit Nachdruck an einer Sortenoptimierung  gezüchtet wird“, schloss Gaudchau.

 

Gabriele R. Winter, 22.03.2017

 

 

 


Artenschutz und Biotopschutz müssen ineinandergreifen


Wie wertvoll der Erhalt und die Pflege kleiner Biotope sind, kann man jedes Jahr im Frühjahr und Herbst beobachten, wenn der Zug der Kraniche beginnt. In der Auenlandschaft Wetterau mit seinen Flachwasserzonen sammeln sich die Tiere und machen Rast auf ihrem Weg. Das ist für Naturbeobachter ein imposantes Schauspiel. Artenschutz ist wichtig, funktioniert aber nur, wenn auch die passenden Biotope erhalten bleiben.

 

Gabriele R. Winter, 08.03.2017

 


Über das Schicksal alter Streuobstwiesen


Bilder Annika Hartmann


Die Besitzer vieler Streuobstwiesen sind meist alt, in der nachfolgenden Generation fehlt es manchmal am Interesse an den Flächen und Zeit für die Ernte ist auch nicht da. So werden die Flächen bestenfalls verpachtet und zur Beweidung freigegeben. Unkontrolllierte lange Beweidung schadet den Bäumen dann aber oft. Die Rinden werden verschabt, alte Äste fallen herunter, das Obst gammelt vor sich hin.

Die Naturlandstiftung hat es sich 2010 zum Ziel gesetzt, solche Flächen zu erhalten. In Vorträgen bei Obst- und Gartenbauvereinen stellt sie ihr Konzept vor.

Die Pflege kann eine Patenschaft sein, d.h. die Naturlandstiftung finanziert den Baumschnitt und die Vereine gehen damit die Verpflichtung ein, im Abstand von 3 Jahren eine erneute Pflege vorzunehmen.

Das hat an manchen Stellen bereits Erfolg gehabt. Aber das ist natürlcih auch abhängig von den Kapazitäten in den Vereinen. Oft sind auch hier die Mitglieder bereits älter.

Aber es ist auch möglich, für einen oder mehreren Bäumen  Pate zu werden. Diese werden in der Schnitttechnik geschult und können dann das Obst kostenfrei ernten. Der Ramsberg in Laubach ist da ein Beispiel dafür.

Wenn alle Stricke reißen, trommelt die Naturlandstiftung Helfer aus ihrem Verein, aus der Hegegemeinschaft oder dem Jagdverein Hubertus zusammen und macht sich selbst ans Werk. So ist es auch in diesem Frühjahr gegenüber dem Neuen Friedhof in Grünberg geschehen. Die Arbeit in der freien Natur macht nicht nur körperlich fit, sondern bietet auch die Gelegenheit, bei Kaffee, Kuchen und einer dicken Suppe sich mal wieder zu treffen und die spannendsten Neuigkeiten auszutauschen.

Gabriele R. Winter 07.03.2017


Ausschuss für Naturschutz unterstützt                  Blühflächenprojekt Grünberg finanziell


Das seit Jahren erfolgreiche Blühflächenprojekt im Raum Grünberg geht in diesem Jahr in die Fläche. Ins Leben gerufen wurde es vor 8 Jahren von der Naturlandstiftung im Landkreis Gießen e.V.. Zusammen mit den Kooperationspartnern hat es sich im Laufe der Zeit fest etabliert. Erfreulich ist, dass auch immer mehr private Landbesitzer Flächen für Blühflächen zur Verfügung stellen oder in den eigenen Grundstücken anlegen.

In diesem Jahr wird das finanzielle Budget noch etwas durch den Jagdverein Hubertus Gießen e.V. erweitert, so dass  mehr Saatmischungen gekauft und die notwendigen Vorbereitungs- und Pflegemaßnahmen durchgeführt werden können.

Die Naturlandstiftung bietet zudem weiter eine Beratung zur Anlage von solchen Flächen an.

Gerade auch für Jagdpächter bietet das Projekt die Chance, das Revier durch Blühstreifen und Blühflächen aufzuwerten und die Biodiversität zu fördern. Niederwild bekommt dadurch wieder eine Chance, denn diese Flächen ziehen Insekten wie ein Magnet an und liefern damit z.B. die Nahrungsgrundlage für die Aufzucht von Rebhühnern.

Interessierte Jäger und Jägerinnen wenden zur Planung und Anlage solcher Flächen an Ottfried Weber  (01717202381)oder Gabriele Winter (01736515971)

Gabriele R. Winter 12.02.2017