Archiv Naturschutz 2016


Naturschutz und Denkmalschutz können zusammen kommen


Naturschutz und Denkmalschutz können zusammen kommen Altes Wasserhaus in Stangenrod als Fledermausquartier umgewidmet

 

 

1908 wurde das Wasserhaus in Stangenrod gebaut und bis in die sechziger Jahre zur Wasserversorgung genutzt. Heute steht es unter Denkmalschutz und ist irgendwie in Vergessenheit geraten. Der Ausschuss für Naturschutz des Jagdvereins Hubertus Gießen und Umgebung hat nun im Rahmen seines Fledermausprogrammes damit eine neues Quartier für die Tiere geschaffen.

 

Baulich mussten keine Veränderungen  dazu vorgenommen werden, lediglich die alte Tür wurde durch eine neue ersetzt, um den Tieren eine Einflugmöglichkeit zu bieten. „Wir haben nun das fünfte Quartier damit fertig gestellt. Das konstante Raumklima in den Wasserhäusern ist geradezu ideal für die Tiere im Winter“, erläuterte Ottfried Weber, Vorsitzender des Ausschusses.

 

Aber bis zur Fertigstellung mussten Aufräumarbeiten und ein leichter Rückschnitt der Bäume durchgeführt werden. Hennig Schäfer, Joachim Klee vom Ortbeirat  Stangenrod und Alexander Böhm, Ortvorsteher konnten für diese Tätigkeiten gewonnen werden. Unterstützt wurden sie dabei von Norbert Musch, Bernhard Keil und Rudolf Lerch,  Mitglieder des Jagdvereins Hubertus.

 

Bei der Sparkassenstiftung Grünberg finden Naturschutzprojekte immer offene Ohren und Andreas Klunz vom Vorstand der Sparkasse überreichte zur Fertigstellung 1000 Euro an Ottfried Weber, um die Kosten für die neue Tür abzudecken.

 

So wurde ein altes Bauwerk wieder entdeckt und wird nun sicher auch wieder mehr Beachtung von der Bevölkerung finden, denn jetzt wartet Stangenrod gespannt auf die lautlosen Abendsegler, wenn sie Einzug in das Wasserhaus halten.

Gabriele R. Winter 10.11.2016

 


Von Bienen, Bauern und Gesetzen

Fachvortrag der Kooperationspartner in Grünberg

„Jetzt im Frühjahr sind unsere Bienenkästen noch nicht gefüllt, aber wir hoffen natürlich auch in diesem Jahr auf eine gute Honigernte.“ Mit diesen Worten eröffnete Thomas Ewert,  der Vorsitzende des Bienenzuchtvereins Grünberg  und Umgebung e. V. , den diesjährigen Vortragabend der Kooperationsgemeinschaft Imker, Landwirte und Jäger in der Gallushalle Grünberg. Zur Demonstration zeigte er den Teilnehmern eine Zwischenwand aus dem Bienenkasten, die die Bienen zum Sammeln ihrer Ernte  nutzen.

Dieter Skoetsch vom Landesverband Hessischer Imker e.V. erläuterte in seinem Vortrag zunächst den volkswirtschaftlichen Ertragsfaktor der Honigbiene. Der Wert der Bestäubung von Pflanzen durch Bienen beziffere sich in Deutschland auf 1,5 Milliarden Euro. Der Ernteertrag für den Landwirt erhöhe sich dadurch wesentlich. 85 % aller Pflanzen seien auf eine Bestäubung angewiesen, ohne die Arbeit der Bienen sinke z.B. bei Birnen der  Ertrag auf  nur 10 %.

 Landwirte und Imker bildeten dabei eine voneinander abhängige Produktionsgemeinschaft, denn ein Ertrag von 50 kg Honig im Jahr pro Bienenstock sei  nur dann möglich, wenn die Bedürfnisse der Imker den Notwendigkeiten der Landwirte in Gesprächen und Absprachen angeglichen würden.

Das fange damit an, dass Landwirte z. B. bereits kurz nach der Getreideernte Zwischenfrüchte einsäten, damit die Bienen auch noch im Herbst genügend Nahrung fänden, um die Winterbienen zu kräftigen. Auch könne die Anlage von Blühstreifen das Nahrungsangebot im Spätsommer verbessern; dabei sei aber darauf zu achten, dass die Blühzeiten ab Oktober abnähmen, da die Bienen eine Ruhephase bräuchten. Die Klimaerwärmung mache da eh größere Probleme. Neben den Honigbienen sei nicht zu vergessen, dass es über 500 verschiedene Arten von Wildbienen gebe, deren Nahrungssituation sich dadurch ebenfalls verbessern ließe.

Gerade auch im Rapsanbau sei eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Imkern erstrebenswert. Hier könnte gemeinsam überlegt werden, wo und wann die Bienenstöcke platziert und die Pflanzenschutzmaßnahmen möglichst bienenfreundlich durchgeführt werden könnten.

Fakt ist, dass bei der Nahrungssuche die Bienen immer mit Pflanzenschutzmitteln in Kontakt kämen. Neben Pollen und Nektar trügen sie Honigtau, Propolis, Kittharz und Wasser ein. Bei einem koordinierten Pflanzenschutz, auf den der Landwirt nicht verzichten könne, ließen sich aber im Honig nur geringfügige Schadstoffwerte nachweisen, die weit unter dem zulässigen Grenzwert lägen und damit der Qualität des Honigs als Nahrungsmittel nicht schädigten.

So sei es z.B. möglich, gegen den Befall des Rapsglanzkäfers schon vor der Rapsblüte einzugreifen, da nachgewiesen wurde, dass das Insekt die noch nicht geöffneten Blüten schädigte. Damit könnten die Pflanzenschutzmittel vor dem Bienenflug ausgebracht werden. Als zweites Beispiel führte Skoetsch an, dass man Pilzbefall bei Raps mit der Dropleg Spritzdüse behandeln könne, die die Pflanze unterhalb der Blüte versorgt, das heißt, Bienen würden dadurch nicht geschädigt. Skoetsch schränkte dabei jedoch ein, dass diese Düsen einen erheblichen Kostenfaktor für den Landwirt darstellten. Grundsätzlich würden an den Landwirt hohe fachliche Anforderungen bei der Verwendung von Pflanzenschutzmittel gestellt, so dass damit ein unsachgemäßer Gebrauch vorgebeugt würde.

Wenn es in Ausnahmefällen zu Bienenverlusten komme, sei auf jeden Fall ein Experte zu Rate zu ziehen, der die entsprechenden Untersuchungen einleite.  Dabei habe auch der Imker die Verantwortung, sich über die sachgemäße Behandlung seiner Bienen im Kampf gegen die Varroamilbe kundig zu machen.

Gemeinsame Feldbegehungen mit den Landwirten und die Einbeziehung von landwirtschaftlichen Beratern sowie die Inanspruchnahme von Warndiensten würden beiden Seiten helfen, damit die Produktionsgemeinschaft Imker und Landwirt gut  funktioniere.

Skoetsch betonte am Schluss des Abends, dass dies alles bereits in Grünberg geschehe und man überregional sogar von dem „Grünberger Modell“ spreche. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass Bodo Peth, landwirtschaftlicher Berater der Firma Bayer CropeScience GmbH, mit seinem Engagement auch in der Anlage von Blühflächen ein verlässlicher Kooperationspartner ist. Gemeinsam mit dem Verein für landwirtschaftliche Fortbildung Grünberg und dem Jagdverein Hubertus Gießen e. V.  ist die Zusammenarbeit von Jahr zu Jahr gewachsen. Darüber waren sich die Teilnehmer des Fachvortrags einig.

Gabriele R. Winter, 20.03.2016


Neue Nisthilfen für Mehlschwalben durch eine gelungene Kooperation

Ehemaliges Gebäude der Sparkasse in Grünberg mit Nistkästen ausgestattet

Akteure des Projektes

Ulrich Zinn, Ottfried Weber, Miachel Theiß mit seiner Tochter, Norbert Heßler,

 

„Mir war aufgefallen, dass an dem ehemaligen Gebäude der Sparkasse in Grünberg in der Londorferstraße noch einzelne Nester der Mehlschwalben unter dem Dach zu finden waren. Da entstand die Idee, hier weitere Nisthilfen anzubringen“, erzählte Ottfried Weber, Vorsitzender des Ausschuss für Naturschutz im Jagdverein Hubertus Gießen und Umgebung e. V.

 

Durch die gute Kooperation mit dem Verein für Vogel- und Naturschutz Villingen e. V. war der Vorsitzende Norbert Heßler schnell bereit, 3 Nistenhilfen mit je zwei Kunstnestern zu besorgen und für die Anbringung vorzubereiten. Der Verein verfügt über langjährige Erfahrungen mit solchen Nisthilfen. „Günstig  ist, wenn an dem Ort bereits alte Nester vorhanden sind. Die Himmelsrichtung ist dabei nicht so entscheidend, wichtiger ist das Kleinklima. Es muss möglichst die windabgewandte Seite des Hauses sein. Angeschraubt werden die Bretter, auf denen sich die Kunstnester befinden, direkt am Dachsims. Sie haben zusätzlich ein Kotbrett, das vor Verschmutzungen des Hauses schützt und es nicht verkehrt, die Anlage farblich dem Haus anzupassen“, erläuterte Heßler. Es reiche dann aus, wenn die Nester alle drei Jahre einmal kontrolliert würden, da es schon vorkomme, dass evtl. tote Jungvögel dort verblieben.

 

Bürgermeister Frank Ide war sofort von der Idee begeistert und schickte einen Wagen der Feuerwehr mit Leiter und Korb zu dem Gebäude. So konnten dort unter der Regie von Michael Theiß zusammen und seiner Tochter die Kunstnester in die Höhe gefahren und von Norbert Heßler fachkundig angebracht werden.

 

Bleibt nur zu hoffen, dass die Mehlschwalben das Engagement anerkennen und bald dort einziehen. Sparkassendirektor Ulrich Zinn kann sich noch gut daran erinnern, dass dort eine Vielzahl von Nestern vorhanden war, als er noch selbst mit seiner Familie Bewohner des Hauses war.

 

Gabriele R. Winter 28.03.2016

 


Kunstnester für Mehlschwalben, wie man sie fertig im Handel beziehen kann.

Anbringen der Nisthilfen mit Hilfe der Feuerwehr Grünberg

Anmontierte Nester mit zusätzlichem Kotbrett